Frühjahrsputz – jedes Jahr dieser Stress

Posted In: Kolumne

Seit Wochen steht bei mir der Frühjahrsputz an, oder auch Großreinemachen, wie es andere nennen.

Ein lästiges Übel, das mich jedes Jahr immer wieder ohne Erbarmen heimsucht. Ich weiß, dass ich es machen muss, aber gerne mache ich es eben nicht.

Dieses Jahr hatte ich keine Lust darauf, also, so gar keine Lust. Kennt ihr das? Man hat etwas unangenehmes vor sich, es drückt in den Nacken, man entkommt dem nicht, egal welche Ausreden man sich einfallen lässt, es bleibt. Und täglich wird man daran erinnert, dass es noch getan werden muss. So ging es mir mit dem Frühjahrsputz.

 

 

Wie eine schwarze Wolke schwebt diese Aktion am Ende eines jeden Winters über mir, und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass nicht schon wieder ein Jahr vorüber sein kann! War es wirklich schon wieder so weit, alles zu schrubben und putzen? Und wozu eigentlich den ganzen Stress? In einer Stunde sieht man eh nix mehr davon! Ich hatte auch keine Ausreden mehr, denn an Ostern, eine Zeit wo ich normalerweise den Frühjahrsputz mache, hatten wir noch Schnee, nun war es aber warm genug. Die anschließende Pollenzeit nach Ostern, die meine ganze Welt in ein gelbes Kleid tauchte, war schließlich auch vorbei.

Doch irgendwann musste ich mich aufraffen, hilft ja alles nichts. Mit meinem Schwedenofen muss nach der Heizperiode der Ruß aus den Vorhängen gewaschen werden und von den Fenstern, Schränken und Lampen abgewaschen werden. So nahm ich mir nach Pfingsten Urlaub dafür, opferte meine wertvollen freien Tage für dieses alljährliche Szenario.

Am Vorabend legte ich mir einen groben Plan zurecht, um nichts zu vergessen, verteilt auf 3 Tage, und fast schon freute ich mich auf das Ergebnis. Einigermaßen beruhigt ging ich ins Bett und stand am nächsten Tag voller Elan auf, hatte ich doch einen so guten Plan. Das Wetter war auch schön, so dass ich alle Fenster aufmachen konnte und die Decken und Polster zum Trocknen rauslegen konnte. Na ja, vielleicht zu schönes Wetter zum Putzen? Oder zu warm um die Fenster zu putzen? So ging ich die Treppe herunter und mit jeder Stufe nahm mein Elan ab. Nichts mehr da, gar nichts mehr. Sehnsüchtig ging ich mit meinem Kaffee auf die Terrasse und sah ich in den Garten.  Hmm, der Rasen muss auch bald wieder gemäht werden, dachte ich. Und die Büsche wuchsen auch schon wieder in den Himmel. Warum drinnen Zeit verschwenden wenn es draussen so schön ist? Sitzen wir nicht schon lange genug drinnen herum? Aber nein, heute fange ich mit dem Putzen an.

Nichtsdestotrotz scheuchte ich alle außer Haus, machte mir eine Kanne Kaffee für den Tag, legte meine Lieblingsmusik ein. Ich holte die Leiter herauf und fing an, alle Vorhänge abzumachen und vor der Waschmaschine auf verschiedene Haufen zu sortieren. Denen folgten die losen Polster, die Decken und Kissen, die unzähligen Hundekissen und Körbchen, und alles landete vor der Waschmaschine auf einem Berg, bis diese kaum mehr zu sehen war.

Erst putzte ich die zwei Fenstern in der Küche, dann räumte ich die Schränke aus und schrubbte sie von oben bis unten. Den Inhalt spülte ich ab, um es sauber wieder einzuräumen. Dabei nahm ich so viele Sachen in die Hand, die ich genau letztes Jahr auch abgespült und wieder eingeräumt hatte, aber in dem vergangenen Jahr nie benutzt hatte. Alte Kaffeekannen von Servicen, die nur noch zur Hälfte existierten?  Haushaltsgeräte, die absolute Fehlkäufe waren. Kennt ihr das auch? Da kauft man so ein tolles Gerät zur Arbeitserleichterung, dabei braucht man mehr Zeit es zusammen zu bauen und wieder abzuspülen, als ich Zeit brauche mit der Hand das Gemüse zu schälen und zu schneiden?

Warum hebt man das alles auf? Vasen und Figuren, die man nie wollte und nie vermisst hat, aber trotzdem geschenkt bekam? Salz- und Pfeffer-Streuer in 4-facher Ausführung mit allen möglichen Dekoren? Wer braucht das? Viel zu viel Ramsch einfach.

Ich fing an, diese Dinge einfach zu entsorgen. Was man ein Jahr nicht brauchte, braucht man auch im nächsten Jahr nicht. Weg, weg, weg. Die wilde Tassensammlung wurde halbiert, die Restbestände von Gläsern entsorgt, und so weiter. Jeder Schrank verbarg etwas, dass man nicht braucht. So wurde aus dem Frühjahrsputz eine Ausräum-und Sortiert-Aktion. Je mehr in aussortierte, desto mehr kam mein Elan und Schwung wieder. Ich fühlte mich viel freier, einfacher, wie wenn eine Last abfällt. So fegte ich großzügig durch die Wohnung, war kaum mehr zu bremsen. Hundekissen, Leinen, Schuhe, alte Decken, die man längst durch Neue ersetzt hatte, Vasen, Dekorationsdinge, Tischdeckchen, sogar manche Pflanzen, alte Bettwäsche und so weiter. Ich machte vor nichts halt.

Ich habe mich 3 Tage lang durch die Wohnung gefräst, geputzt, geschrubbt und ausgemistet, und abends gleich alles weg gebracht. Hey, auf dem Wertstoffhof kenne ich mich nun aus wie in meiner Hosentasche! Nun ist die Wohnung zwar nur noch halb so voll, aber immer noch voll genug um nicht kahl zu wirken. Die tägliche Reinigung ist nun einfacher, und die Dinge, dich ich jeden Tag brauche liegen griffbereit da. In den Schränken ist wieder Platz, und ich muss nicht mehr umstapeln, wenn ich etwas heraus holen will. Es war einfach nur ein befreiender Rundumschlag.

Ich habe für mich sogar einen eigenen Begriff kreiert! Ballastentsorgung. Alles was belastet und nur Arbeit macht, wird entsorgt. So einfach ist das manchmal. Man sollte viel öfter mit dem großen Besen durch sein Leben kehren und so einige Dinge entsorgen. Nicht nur Gegenstände oder Dinge. Weg mit dem worüber man sich ärgert. Dazu gehören auch schlechte Erinnerungen, Ängste oder Gefühle. Wollen wir sie in der Gegenwart? Wollen wir sie in der Zukunft? Definitiv nein. Wir wollen uns am Leben freuen wie an einer sauberen aufgeräumten Wohnung. So habe ich gedanklich gleich meine schlechten Erinnerungen am Wertstoffhof mit abgegeben. Sie werden wie mein Müll verbrannt und gehen in Rauch auf, und belasten mich nicht mehr. Wie schön es ist, ohne sie zu Leben.

Ach, so ein Frühjahrsputz kann schon was Schönes sein. Die Anstrengung lohnt sich. Oft muss man einfach nur etwas in Angriff nehmen und es läuft besser wie erwartet.

Alles Liebe, herzlichst Eure Silvia

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