Hundebegegnungen – immer öfter unerfreulich

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Der Hund ist nicht mehr nur ein Haustier

In Deutschland gab es 2017 über 8 Millionen Menschen, die einen Hund hielten. Davon haben knapp 2 Million einen zweiten Hund und rund 280.000 Tausend Menschen sogar mehrere. Längst ist der Hund nicht mehr nur ein Nutztier, der als Wach- oder Hütehund seine Dienste tätigt, sondern hat als Familienmitglied Einzug in unseren Lebensraum gehalten. Immer wieder finden Studien statt, wie sich unser allgemeines Wohlbefinden mit der Tierhaltung steigert. Wir werden ruhiger und entspannter, sie helfen uns Stress abzubauen. Hundehalter leben auch gesünder, so laut dem Magazin „Hunde“. Der tägliche Spaziergang an der frischen Luft macht uns gesünder, wir werden weniger krank. Diese Geschöpfe mit frohem Naturell  bringen uns viel Freude und positive Energie.

Warum lieben wir unsere Hunde so sehr?

Die Liebe eines Hundes ist bedingungslos. Es ist ihm egal, wie wir drauf sind, er versucht es auszugleichen. Sind wir fröhlich, umspringt er uns. Sind wir traurig, tröstet er uns. Viele Hunde, die schlecht gehalten werden, lieben dennoch ihren Herrn. Und wir lieben unseren Hund, egal ob er zu dick ist, intelligent ist oder lästige Angewohnheiten hat. Wir leben damit, weil er uns dennoch mit Freude erfüllt. Diese bedingungslose Liebe erfüllt eines unserer Bedürfnisse als Mensch, und macht uns ein Stück weit Stolz. Stellen unsere Hunde etwas an, bringen sie uns damit zum Lachen. Und wer kann schon bei so traurigen Hundeaugen widerstehen, wenn man dann mit ihnen schimpft?

Für unsere Hunde wollen wir nur das Beste

Der Heimtiermarkt boomt wie kaum ein anderer. Von Plüschdecken und farbenfrohen Halsbändern, zu hochwertigem Futter, Spielzeugen und Designer-Futterschüsseln. Auch Nahrungsergänzungsmittel und Hundemäntel findet man in den Zoohandlungen. Doch sind unsere geliebten Vierbeiner für all das gar nicht zugänglich. Ihnen genügt eine einfache Schüssel zum Fressen, ob das Halsband blau oder rot ist, ist ihnen auch ziemlich egal. Sie leben im hier und jetzt und wollen ihre Zeit mit dem Rudel, dem Herrchen oder Frauchen, verbringen und sie wollen Aufgaben haben. Oft übersehen wir, was eigentlich das Beste für den Hund ist, weil wir zu menschlich denken.

Der Hund als Status- oder Luxussymbol

Als ich als junges Mädchen von zuhause auszog, schaffte ich mir meinen ersten Hund an. Zuhause durften wir keinen haben, und Tiere haben mich seit jeher fasziniert. Ich habe nun seit mehr als 28 Jahren Hunde. Mein erster Hund war ein West-Highland-High-Terrier, zudem sich kurze Zeit später ein Cairnterrier gesellte. Hunde sind Rudeltiere, dies erkannte ich schnell, und habe seither immer mehrere gehalten. Sie fühlen sich in Gegenwart von anderen Hunden wohler, sind sozialer und ausgeglichener. Damals waren aber diese Rassen noch nicht so überzüchtet, wie sie dies heute häufig der Fall ist. Er wurde zum Modehund, was der Rasse mehr geschadet hat, wie dies bei den meisten Modehunden die auf Masse gezüchtet werden in Erscheinung tritt. Für mich war die Überlegung kleine Hunde zu halten, da ich in einer Wohnung lebte. Einen kleinen Hund kann man schnell auf den Arm nehmen, wenn etwas passiert, man kann ihn überall mit hinnehmen, und er würde im Notfall keinen großen Schaden anrichten, wenn etwas passieren sollte. Auch ist ein kleiner Hund eher beherrschbar, wenn es zu Auseinandersetzungen kommt. Ich hatte viel Freude an den Hunden, so kam ich jeden Tag raus, brachte ihnen viele Kunststückchen bei. Ich nahm sie auf meinen Reisen mit und ich lernte auch Verantwortung für sie zu übernehmen. Einen großen Hund brauchte ich nicht, auch wenn andere Menschen sie als „Bodenwischer“ oder „große Ratten“ betitelten. Der Hund zählt für mich als Lebewesen, unabhängig seiner Größe. Das Wesen zählt. Auf die Größe kam es mir nie an. Deswegen habe ich auch immer gezielt auf den Charakter der Hunde geachtet und mir Hunde von guten Züchtern gesucht. Ich liebe zwar Mischlinge auch sehr, aber man weiß nie, welche Eigenschaften sie vereinen, und welche Erlebnisse sie schon hatten.

Rudel, Rudeltiere, Zusammenleben mit Hunden, Hundeerziehung

Man wächst mit seinen Aufgaben

Nachdem der Cairnterrier mit 13 Jahren eingeschläfert werden musste, suchte ich Ersatz für diesen. Der Westie war ziemlich einsam und fraß auch nicht mehr richtig. Man merkte ihm an, dass er den Partner vermisste. So suchte ich eine Rasse, die klein, quirlig, und lebendig war, die zu mir passte. Ich kaufte zwei Jack-Russel-Terrier, damals eine relativ junge Rasse, mit vielen Einkreuzungen anderer Rassen, eine robuste und gesunde Rasse. Doch was ich nicht wusste, dass diese beiden aus einer jagdlichen Linie stammten. Mein Westie blühte mit diesen beiden Rackern noch mal auf und lebte trotz drei Schlaganfällen noch weitere zwei Jahre. Mein komplettes Wissen über Hundehaltung stellten diese beiden aber auf den Kopf und ich wurde gefordert. Ich musste lernen, wie man sie vom Jagen abhält, wie man ihnen Aufgaben gibt, und was sie zufrieden macht. All dies war nicht einfach und hat mich so etliche Stunden bei Hundetrainern verbringen lassen. Hier lernte ich auch die unterschiedlichen Hundeschulen kennen, und die Spreu vom Weizen zu unterscheiden. Aber die Mühe hat sich gelohnt. Es wurden liebe, freundliche und neugierige Hunde, die eine sehr gute Sozialprägung hatten. Sie waren jedem und allem aufgeschlossen. Man kann sehr viel lernen, wenn man Hunden untereinander zusieht. Die Körpersprache, die Reaktionen. Sie spielten mit Kindern, und auch wenn diese zu grob wurden, haben sie nie etwas falsch gemacht, sie haben richtig reagiert und haben sich zurück gezogen. Ein besonderes Erlebnis war es auch zu beobachten, wie der Wurf groß wurde. Wie alle Hunde einen anderen Stellenwert in der Erziehung der Welpen einnahmen und wie diese den Umgang unter den Hunden lernten.

Mit diesen Hunden ging ich auch zu Ausstellungen. Auch die Angebote aus dem Hundeverein nahm ich wahr, machte einen Züchterkurs, dann den Zuchtwart, fing eine Ausbildung als Hunderichterin an. Ebenso absolvierte ich Kurse für die Hundepflege und lernte das Scheren und Trimmen. Beim Thema Erziehung war ich eh dabei, da ich merkte, wie sehr sich meine Hunde entspannten, wenn ich wirklich als Rudelführerin auftrat. 2005 kam noch ein Windspiel in meinen Haushalt, das einfach ganz bezaubernd ist. Das ist der Hund, bei dem ich die geringste Erziehungsarbeit leisten musste, da er einfach gerne folgt, und er zufrieden ist, wenn er in der Nähe seines Rudels sein darf. Dafür braucht er aber einen Führer, der alle seine Probleme für ihn aus der Welt schafft. Er will einfach nur lieb sein und geht jedem Ärger am Liebsten aus dem Weg.

Unterforderte Hunde

Schon damals, als ich Hunde im Verein richtete und auf vielen Ausstellungen war, bemerkte ich, dass viele Hunde unterfordert waren. Vielen Hunden wurde weder beigebracht, vernünftig an der Leine zu laufen, noch auf ihren Herrn zu hören, Sitz und Platz konnten viele Hunde nicht. Oft hatte ich Mühe, das Gebiss eines Hundes zu bewerten, da er sich nicht ins Maul schauen ließ. Einige Hunde urinierten in den Ring oder setzten sogar ihren Kot ab, da mit ihnen nicht mal spazieren gegangen war.  Diesen Umstand bemerkte ich aber nicht nur in dem Verein, in dem ich war. Auch auf den Windhund-Ausstellungen national und international viel mir dieses Phänomen auf. Auch auf meinen täglichen Spaziergängen fielen mir immer wieder Menschen auf, die ihre Hunde nicht erzogen haben, sich nicht zu helfen wissen und auch mit ihrem Hund überfordert sind. Teils sind die Hunde unterfordert, teils sind die Menschen aber einfach unbelehrbar oder uneinsichtig. Die Hunde tragen wie so oft meist wenig Schuld. Hunde sind Jahrhundertelang für bestimmte Aufgaben gezüchtet worden. Diese Aufgaben wollen erfüllt werden. Ein Nichtstun liegt den Hunden nicht, sie wollen etwas behüten oder apportieren, oder jagen. Das ist ihre Natur.

Gegenseitige Rücksichtnahme ist gefragt

Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass auch zwei oder drei Hunde schon ein Rudel bilden hier gibt es schon eine Rangordnung. Ich konnte immer wieder beobachten, wer von meinen Hunden welchen Stellenwert hatte. Es gab die Chefin, die als erste alles beschnüffelte, die als erste gefressen hat, die aber auch Streitigkeiten innerhalb des Rudels klärte. Sie fühlte sich für alles verantwortlich und beobachtet alles sehr genau. Sie wurde viel ruhiger und gelassener, als ich lernte, ihr eine Führerin zu sein, und sie sich auf meine Anweisungen und Taten verlassen konnte. Dann kam mein Windspiel, der nun als einziger Hund noch lebt, und alles das machte, was die Leithündin vormachte. Zum Schluss kam meine gutmütige Hündin, die jedem alles nur recht machen wollte. Sie fraß immer als letzte, kümmerte sich um die Welpen, die nicht ihre eigenen waren, und lief den anderen meistens nur nach. Aber alle drei hatten eine innige Beziehung zueinander, so teilten sie Grundbedürfnisse unter einander auf, und wenn einer von ihnen krank war, wurde er gewärmt und betütelt. Meine Hunde hatten somit auch ein ausgeprägtes Sozialverhalten unter einander. Dies zeigten sich auch, wenn ein fremder Hund im Anmarsch war. Stellte sich der fremde Hund zum Beschnüffeln hin, zeigte er ein gutes Sozialverhalten, gab es kaum Ärger. Raste aber ein fremder Hund unangeleint (trotz Leinenpflicht in unserem Gebiet) in meine Meute hinein, verteidigten sie ihr Rudel und zeigten dem fremden Hund deutlich sein ungebührliches Verhalten auf. Ich muss erwähnen, dass meine Rudelführerin allgemein Streit schlichtete, in dem sie die Pfote auf den anderen Hund legte, sie wurde normal nicht böse, sie ging das mit Ruhe an. Dieses Auflegen der Pfote hat bei Hunden eine besondere beruhigende Bedeutung. Dies sind Beschwichtigungssignale an den anderen Hund. Nur wenn der Hund darauf gar nicht reagierte, stellte sie die Haare auf und zog die Lefzen hoch. Wurde der Hund immer noch nicht ruhiger, dann kam es zu Scheinbissen in die Luft, bis hin, sich zur Wehr zu setzten mit richtigen Bissen. Gut sozialisierte Hunde kennen diese Signale, meist regeln dies die Hunde untereinander. Spricht man jedoch die Besitzer auf das Fehlverhalten an und bittet sie, ihren Hund aus dem fremden Rudel heraus zu nehmen und an die Leine zu legen, sind sie oft uneinsichtig und werden sie unverschämt. Beißt aber ein großer Hund einen kleinen Hund, trägt der kleine Hund die größeren Verletzungen davon.

Ich hatte auch schon Situationen, bei denen ein fremder Hund etliche hundert Meter von seinem Herrchen oder Frauchen entfernt in mein Rudel rannte. Die Leute riefen 10 mal nach ihrem Hund, der aber keine Anstalten machte, darauf zu hören. Aber diese Menschen hatten es nicht notwendig, mal zu ihrem Hund zu gehen und ihn zu holen. Also lernte der Hund auch nicht, dass es besser ist, zu hören. Auch kenne ich eine Frau, ca. 1,55 m groß, die von ihren beiden Rhodesian Ridgeback täglich durch den Wald geschleift wird. Sie schreit schon immer von der Ferne, ich solle einen anderen Weg gehen, da sie ihre beiden Hunde nicht hindern kann, andere Hunde anzugreifen.

Auch sehe ich immer wieder Hunde, die es als Spiel betrachten, sich von ihrem Besitzer fangen zu lassen. Eine nette Abwechslung in ihrem tristen Alltag. Die Bindung zum Hund wird nicht aufgebaut. Und es macht ja auch keinen Sinn, einem Hund nachzulaufen. Er wird fast immer schneller sein.

Doch beachtet bitte auch, dass nicht jeder Hund immer Top-Fit ist. Manche Hunde sind alt oder krank, haben vielleicht gerade eine Operation hinter sich. Vielleicht wollen sie auch einfach keine anderen Hunde um sich haben, die ihnen Angst machen. Fragt doch einfach bei Begegnungen, ob es erwünscht ist, dass die Hunde miteinander spielen oder toben. Beobachtet die Hunde erst, ob sie sich verstehen. Denn auch bei Hunden gibt es Sympathien oder Antipathien. Diese müssen nicht unbedingt mit dem Hund selbst zu tun haben, sondern vielleicht mit der Rasse, dem Erscheinungsbild. Meine Hunde wurden einmal von einem Schäferhund gebissen. Seitdem waren alle Schäferhunde erst mal ein rotes Tuch für sie. Auch wenn es sich um einen anderen Schäferhund handelte. Lasst nicht eurem Hund alles regeln, sondern regelt eure Interessen im Sinne des Hundes. Als ich anfing nicht mehr hilflos zuzusehen, wie fremde Hunde mein Rudel bedrängten, sondern ich mich vor mein Rudel stellte und den fremden Hund laut anschrie und mich größer machte (was die meisten Hunde erst mal verdutzt innehalten lässt), vertrauten meine Hunde auch meinen Entscheidungen und blieben eher ruhig und gelassen. So wie es auch die Aufgabe eines Leitwolfes wäre.

Dies gilt natürlich auch für Menschen, Spaziergänger, Jogger, Fahrradfahrer. Auch sie möchten nicht unbedingt, dass fremde Hunde auf sie zustürmen, an ihnen hochspringen. Hier sollte auch wieder auf mehr Rücksicht gegenseitig geachtet werden.

Verlässliche Hunde, gut erzogene Hunde, Rücksichtnahme bei Hunden

Hunde wollen eine Aufgabe und klare Grenzen

Ich habe gelernt, den Hunden genaue Regeln zu geben. Das heißt, was sie einmal dürfen, dürfen sie immer, was sie nie dürfen, erlaube ich nicht und es erfolgt auch eine Konsequenz, wenn sie es doch versuchen. Hören sie nicht beim Rufen, werden sie geholt. Bedingunglos. Es gibt da kein, ich bin mal zu bequem um hinzugehen, oder aufzustehen. Meine Hunde dürfen auf die Couch, aber beim Essen bleiben sie in ihrem Körbchen. Und ich habe sie nicht nur körperlich ausgelastet, sondern auch geistig ihre Sinne gefordert. So werfe ich mit einer Steinschleuder kleine Leckerchen in die Wiese, die sie dann suchen müssen. Das bindet auch das Verhältnis zueinander und nach 30 Minuten intensiver Schnüffelarbeit sind sie kaputt. So hat jede Rasse spezielle Anforderungen, die erfüllt werden wollen. Doch so hat man gute und ruhige Hunde im Haus, die nicht nur ausgelastet sind, sondern auch sozial sehr umgänglich sind. Achtet auf die Körpersprache der Hunde, sie sagt so viel aus.

Sucht euch Hunde, die auch zu euch passen. Geht nicht nach Hunden, die gerade in Mode sind. Achtet darauf, für was sie gezüchtet wurden, was ihre Aufgaben waren und überlegt, ob ihr deren Aufgaben bedienen könnt. Es gibt viele tolle Möglichkeiten im Hundesport, sei es Agility, Obedience, Hunderennen, Dog-Dancing oder Apportier-Kurse. Hier kann man immer wieder viel über Hunde lernen, und es macht auch Spaß. Schließlich habt ihr den Hund geholt, um Zeit mit ihm zu verbringen. Und es ist doch so schön, wenn der Hund etwas bringt, weil er es gerne macht und freudig es vor dem Frauchen ablegt.

Beziehung zu Hunden, Vertrauen der Hunde

Geht man mit einem Hund spazieren, der nicht an der Leine zieht, sondern darauf achtet, wohin das Herrchen geht. Einen Hund, bei dem man keine Befürchtungen vor Begegnungen mit anderen Hunden oder Menschen haben muss, macht die gemeinsame Zeit doch doppelt so viel Spaß, man kann es viel mehr genießen. Es ist auch ein Stück weit befriedigend, wenn man den Hund ruft, und man weiß, er kommt weil er gerne kommt. Nehmt Rücksicht auf die Menschen und Hunden, denen ihr begegnet. Geht mit gutem Beispiel voran. Das werden euch nicht nur eure Hunde danken, ihr werdet euch selbst auch wohler fühlen.

So wird der Hund auch wirklich zu dem treuen Begleiter, der sein Leben in den Dienst seines Herrchen stellt.

Alles Liebe, herzlichst Eure Silvia

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